#RichtigErinnern, Geschichtsrevisionismus der AfD

1. Dresden im Februar 1945

2.


Seit Som­mer 1944 plante das britis­che RAF Bomber Com­mand einen beson­ders schw­eren Ver­nich­tungss­chlag, um den Durch­hal­tewil­len der Deutschen endgültig zu brechen. Doch im Jan­u­ar 1945 errech­nete der britis­che Geheim­di­enst, dass die Wehrma­cht nochmals bis zu 42 Divi­sio­nen an die Ost­front ver­legen kön­nte. Nun wur­den die Angriff­s­pläne für die RAF und USAAF mod­i­fiziert. Dres­den war bere­its am 2. Feb­ru­ar 1945 als Auswe­ichziel für einen schw­eren Bombe­nan­griff auf Berlin bei dor­tigem Schlechtwet­ter vorge­se­hen. Auf der Kon­ferenz von Jal­ta vom 4. bis 11. Feb­ru­ar 1945 drängte der sow­jetis­che Gen­er­aloberst Alex­ei Inno­ken­t­je­w­itsch Antonow die west­lichen Alli­ierten dazu, wichtige ost­deutsche Verkehrsknoten­punk­te zu bom­bardieren, um weit­ere deutsche Trup­pen­trans­porte an die Ost­front zu ver­hin­dern und so die Rote Armee von Gege­nan­grif­f­en zu ent­las­ten und ihr Vor­rück­en zu erle­ichtern. Am 7. Feb­ru­ar 1945 legten die alli­ierten Luft­waf­fen­stäbe ein­vernehm­lich eine östliche Ziellinie für diese Bom­bardierun­gen fest. Am 8. Feb­ru­ar sandte US-Gen­er­al Carl A. Spaatz eine neue Ziel­liste kom­mender Bombe­nan­griffe der USAAF nach Moskau, auf der die Verkehrszen­tren Berlin, Leipzig, Dres­den und Chem­nitz in die zwei­thöch­ste Dringlichkeitsstufe nach 21 mit­teldeutschen Hydri­er­w­erken eingestuft wur­den. Am 12. Feb­ru­ar kündigte Spaatz den USAAF-Angriff auf den Ver­schiebe­bahn­hof Dres­den für den Fol­ge­tag, bei Schlechtwet­ter für den 14. Feb­ru­ar, an. Der nächtliche RAF-Angriff am 13. Feb­ru­ar wurde den Sow­jets nicht eigens angekündigt.

In der Nacht vom 13. auf den 14. Feb­ru­ar 1945 erfol­gte auf das rund 630.000 Ein­wohn­er zäh­lende Dres­den ein­er der ver­heerend­sten Luftan­griffe auf eine Stadt im Zweit­en Weltkrieg. 773 britis­che Bomber war­fen in zwei Angriff­swellen zunächst gewaltige Men­gen an Spreng­bomben ab. Durch die Zer­störung der Däch­er und Fen­ster kon­nten die anschließend abge­wor­fe­nen Brand­bomben eine größere Wirkung ent­fal­ten. Ihr Feuer­sturm zer­störte rund 80.000 Woh­nun­gen, und ihre Hitzeein­wirkung deformierte sämtlich­es Glas in der Innen­stadt.

Diese Luftan­griffe forderten zwis­chen 22.700 und 25.000 Todes­opfer, zer­störten große Teile der Innen­stadt und der indus­triellen und mil­itärischen Infra­struk­tur Dres­dens. Sechsstel­lige Opfer­zahlen, die die nation­al­sozial­is­tis­che Pro­pa­gan­da in Umlauf brachte, wur­den durch eine umfassende his­torisch-empirische Unter­suchung wider­legt. Dres­den war ein wichtiger Verkehrsknoten­punkt, und es ging den Alli­ierten darum, die Ver­legung deutsch­er Trup­pen an die Ost­front zu behin­dern und dadurch den Vor­marsch der Roten Armee zu unter­stützen.

Pro­tag­o­nis­ten der recht­spop­ulis­tis­chen AfD und so manchen auf einem Abstell­gleis in Vergessen­heit ger­aten­er Enter­tain­er haben eine eigene Auf­fas­sung und Nar­ra­tive hin­ter den schreck­lichen Bomben­nächt­en von Dres­den. Im Jahre 2024 wieder­holt sich die Rhetorik der Nation­al­sozial­is­mus 1945.

Auf Anweisung des Reich­spro­pa­gan­damin­is­ters Joseph Goebbels wur­den die Opfer­zahlen in die Höhe getrieben. Im Gegen­zug bemüht­en sich Briten und Amerikan­er, den Angriff auf die Barock­stadt als mil­itärische Notwendigkeit zu legit­imieren: “Dres­den war in Wirk­lichkeit”, so schrieb der für die Pla­nung des Angriffs ver­ant­wortliche britis­che Mar­shall Arthur Har­ris im März 1945, “ein Haufen von Rüs­tungs­fab­riken, ein intak­tes Ver­wal­tungszen­trum und ein wichtiger Verkehrsknoten­punkt. Das alles ist es jet­zt nicht mehr.”

Dres­den wurde zum Mythos. Daran änderte sich auch nicht viel, als eine His­torik­er-Kom­mis­sion nach über fün­fjähriger inter­diszi­plinär­er Forschungsar­beit 2010 endlich ihren Abschluss­bericht vor­legte und die Opfer­zahl konkretisierte. Schwank­ten die Angaben vorher zwis­chen 35.000 und ein­er Mil­lion, so wur­den sie nun in der Spanne zwis­chen min­destens 18.000 und max­i­mal 25.000 fest­geschrieben.

Mehr als 10.000 Kilo­me­ter Reiseweg hat der amerikanis­che Präsi­dent Franklin D. Roo­sevelt hin­ter sich, als er am 3. Feb­ru­ar 1945 auf der Hal­binsel Krim ankommt. Wie auch der englis­che Pre­mier Win­ston Churchill hat er unter größter Geheimhal­tung sein Land ver­lassen um in Jal­ta über eine neue Grun­dord­nung der Welt und die Aufteilung Europas nach dem Krieg zu sprechen.

Obwohl die “großen Drei” an einem run­den Tisch sitzen, wird schnell deut­lich, wer der Hauptver­hand­lungs­führer ist. Denn zum Zeit­punkt der Ver­hand­lun­gen ste­hen Stal­ins Trup­pen knapp 70 Kilo­me­ter vor den Toren Berlins. Daher hat er die besten Karten in der Hand. Sein Haup­tan­liegen: Die schnelle Rück­führung der sow­jetis­chen Sol­dat­en in ihre Heimat. Beson­ders jen­er, die sich in der Obhut der West-Allierten befind­en. Und er möchte, dass die bere­its durch seine Trup­pen eroberten Gebi­ete Deutsch­land im Ein­fluss­bere­ich der Sow­je­tu­nion verbleiben. Churchill sagt Stal­in ver­stärk­te Angriffe aus der Luft auf Deutsch­land zu, um den rus­sis­chen Vor­marsch zu unter­stützen. “Moral Bomb­ing” heißt die Strate­gie intern, also Chaos im feindlichen Hin­ter­land stiften, um die deutsche Zivil­bevölkerung kriegsmüde zu machen. So wird unter anderem am 13. Feb­ru­ar 1945 Dres­den in Schutt und Asche gebombt. Der Luftan­griff auf die Elb-Stadt wird von Stal­in auf der Kon­ferenz gebil­ligt.

Abschlussbericht der Historikerkommission

zu den Luftangriffen auf Dresden



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